"Ötzi" im Südtiroler Archäologiemuseum
Der Tatsache bewusst, dass es sich um einen archäologischen Fund handelt, dessen Zurschaustellung auch zu ethischen Diskussionen führt, wurde bei der Einrichtung des Museums 1998 auf eine sehr zurückhaltende Form der Präsentation großer Wert gelegt.
Das aktuelle Erscheinungsbild der Ausstellung geht auf die Sonderausstellung zu 20 Jahren Mann aus dem Eis 2011 und den Umbau zur Dauerausstellung im Januar 2013 zurück.
Die Abteilung "Mann aus dem Eis" wurde bewusst sachlich gehalten; Weiß bemalte Wände evozieren die Weite einer Schneelandschaft. Grafik und Architektur stehen in keiner Konkurrenz zum Objekt.
Durch die Unterteilung des Schauraumes entscheiden die Besucher und Besucherinnen selbst, ob sie sich die Mumie ansehen möchten oder nicht.
Das Fenster, das den Blick auf die Mumie freigibt, steht nicht im Mittelpunkt des Geschehens, sondern ist in einen optisch abgegrenzten Raum eingebunden. Die 40 x 30 cm große Wandöffnung erlaubt es dem Publikum, einen Blick in die Kühlzelle zu werfen, in der die Mumie auf einer Präzisionswaage liegend, bei - 6 ºC und fast 100% relativer Luftfeuchtigkeit konserviert wird - so nahe wie möglich am Klima in einem Gletscher.
Hinter der Metallwand, die im Ausstellungsraum sichtbar ist, befindet sich eine komplexe Anlage, die sich aus zwei Kühlkammern mit jeweils unabhängigen Systemen, einem Untersuchungsraum und einem vorgelagerten Dekontaminierungsraum zusammensetzt.
In allen Räumen sind Sterilität und Luftfilterung garantiert. Für weitere wissenschaftliche Untersuchungen steht ein kleines Labor zur Verfügung. Eine EDV-Station registriert die Messwerte (Druck, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Gewicht der Mumie), die von den am Körper der Mumie bzw. in der Kühlzelle montierten Sonden geliefert werden und löst automatisch Alarm aus, sollten sich Veränderungen zeigen. Durch dieses Alarm- und Sicherheitssystem können die hauseigenen spezialisierten Techniker im Notfall sofort reagieren.
Im Gegensatz zu den anderen Abteilungen des Museums ist die Etage, die dem Komplex "Mann aus dem Eis" gewidmet ist, abgedunkelt. Diese Maßnahme dient weniger der Inszenierung, sondern ist vielmehr eine konservatorische Notwendigkeit, die sich aus der Lichtempfindlichkeit der Objekte ergibt.
Die Beifunde sind in klimatisierten Spezialvitrinen unter Stickstoff bei einer Temperatur von 18 ºC gelagert. Optische Glasfiberlampen beleuchten die Objekte bei 50 Lux.
Text: Südtiroler Archäologiemuseum