Schloss Runkelstein
Unter den Bozner Schlössern ist Schloss Runkelstein, die Bilderburg, wohl ein ganz besonderes Juwel. Sie thront auf einem Porphyrfelsen am Eingang zum Sarntal und beherbergt den umfangreichsten profanen Freskenzyklus aus dem Mittelalter, welcher von authentischen Rittersagen, vom Leben am Hof und bei der Jagd, von den Leidenschaften zwischen Rittern und Hofdamen, und von Szenen aus der Literatur erzählt.
Schloss Runkelstein ist über die Talferpromenade zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar, vom Waltherplatz ausgehend, entlang der Talferpromenade. Wer es bequemer mag, kann von der Altstadt aus mit der öffentlichen Buslinie 12 fahren. Parkmöglichkeiten sind auch vorhanden.
Runkelstein ist die Burg der Bozner, welche am Eingang des Sarntales malerisch auf einem steil aufragenden Porphyrfelsen liegt. Die ursprüngliche Wehranlage wurde 1237 von der Adelsfamilie der Herren von Wangen errichtet.
Im 14. Jahrhundert erwarben die Bozner Bürger Niklaus und Franz Vintler die Ruine und bauten sie zu ihrem Repräsentationsobjekt aus. Bis zum Tode von Niklaus Vintler wurden die Räume mit Fresken ausgemalt, zum Großteil nach literarischen Vorlagen, deren bekannteste noch heute die tragische Liebesgeschichte von "Tristan und Isolde" ist.
Kaiser Maximilian I. veranlasste zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Renovierung der Fresken im Sommerhaus. 1893 schenkte Kaiser Franz Joseph das neu gestaltete Schloss der Stadt Bozen. Runkelstein soll für das neue Jahrtausend wieder in das Bewusstsein der Bozner, Südtiroler und den Besucher/Innen aus Europa, wie auch der ganzen Welt, gerückt werden. Neben der abenteuerlichen Baugeschichte des Schlosses und dem heutigen, romantischen Zustand, der zum Verweilen einlädt, ist das Einmalige im Inneren von Runkelstein zu finden, und zwar im Westpalast und im Sommerhaus. Dort befindet sich an den Innenwänden der Räume der größte erhaltene profane Freskenzyklus des Mittelalters.
Damit ist Runkelstein bereits eine Burg der Bilder, darüber hinaus ist das Schloss jedoch eine Bilderburg, die einem Märchen zu entspringen scheint. Dies bewegt nicht nur die gegenwärtigen Betrachterinnen, sondern entzückte vor allem die Romantiker, darunter auch König Ludwig I. von Bayern, die Runkelstein als "schöne Ruine" bezeichneten und zu einer der beliebtesten und am meisten gezeichneten, gemalten, photographierten Burgen des 19. Jahrhunderts machten. Runkelstein ist auch daher "die" Bilderburg schlechthin. Das Mittelalter verbindet sich auf diesem Schloss mit der Wiederbelebung der Romantik und der Gegenwart mit allen Licht- und Schattenseiten.
Aus dem Bewusstsein für diese Vergangenheit kann diese Bilderburg als ein unverwechselbares Symbol auch für die Geschichte des ausgehenden Millenniums stehen. Mit der Wiedererweckung aus seinem vorerst letzten "Dornröschen-Schlaf" begegnet Schloss Runkelstein der Zukunft und fordert diese kulturell und touristisch mit einem sanften Erschließungskonzept heraus.
Runkelstein ist keine Burg für den schnellen Besuch, sondern eine Reise in die Vergangenheit. Auf Runkelstein ankommen, heißt auch, dort "ausruhen können". Diese sanfte Annäherung auf neuen Wander- und Fahrradwegen ermöglicht eine zukunftsweisende Form des entspannenden Tourismus, durch den ein intensives Erlebnis ermöglicht wird, das schließlich als positive Erinnerung lebendig bleibt.
Eröffnung des vorderen Wehrgangs auf Schloss Runkelstein
2009 wurde der vordere Wehrgang von Schloss Runkelstein eröffnet. Dieser Bereich der Burg konnte bis jetzt nicht besichtigt werden. Im Sommer wurden die notwendigen Adaptierungsarbeiten durchgeführt, um ihn für das Publikum zugänglich zu machen.
Das heutige Aussehen hat der Wehrgang Anfang des 16. Jahrhunderts erhalten. Im April 1520 zerstörte eine heftige Explosion den Torbereich und die umliegenden Gebäude auf Runkelstein. Der Grund lag wahrscheinlich in einer Unachtsamkeit des damaligen Unterpflegers, Simon Grünberger, der unter den Trümmern begraben wurde. Das in einem Gewölbe nahe dem Tor gelagerte Schießpulver war explodiert und hatte ein großes Loch in die mittelalterliche Ringmauer gerissen, die zusammen mit den Wehrgängen in diesem Bereich völlig in sich zusammenstürzte. Bis 1531 wurde das Burgtor, die Ringmauer mit den tiefen Maulscharten und der Wehrgang mit einer Pechnase über dem Zugang zur Burg wieder errichtet. In den Jahren zwischen 1884 bis 1888 wurde der vordere Wehrgang wieder mit einem Dach versehen und die Putzfläche 1995 bis 2000 erneut restauriert.