Merkantilmuseum und Merkantilgebäude
Das Merkantilmuseum beherbergt die Wirtschaftsgeschichte Bozens mit Sammlungen von Dokumenten, Gemälden und Einrichtungsgegenstände aus dem 17. und 18. Jh. Es befindet sich im Merkantilgebäude, dem früheren Sitz des 1635 eingeführten Merkantilmagistrates. Nach der Auflösung des Merkantilmagistrats war das Gebäude 1851 bis 1979 Sitz der Handelskammer.
Der Rundgang führt durch die Sitzungszimmer, das Kanzlerzimmer, den Ehrensaal mit der ursprünglichen Einrichtung sowie historischen Urkunden, Gemälden und Kunstgegenständen. Der weitläufige Treppenaufgang mit den beiden Eingangsportalen und dem lang gestreckten Balkon weisen den typisch italienischen Barockstil aus.
Das Merkantilgebäude war alter Sitz des Merkantilmagistrats, d.h. des Messegerichts, das Bozen mit Privileg des Landesfürstin Claudia de‘ Medici 1635 erhielt, um den Handel in der Stadt zu neuer Blüte zu verhelfen. Der Magistrat konnte außerordentliche Maßnahmen ergreifen, um in kurzer Zeit Streitigkeiten zwischen den Handelnden aus verschiedene Städten zu regeln.
Das aktuelle Gebäude wurde zwischen 1708 und 1727 von den Gebrüder Architekten Giovanni und Giuseppe Delai nach den Plänen des Veroneser Architekten Francesco Perotti erstellt.
Bozen - bedeutender Umschlagplatz zwischen Mitteleuropa und Italien. Die Prinzipien, die den Merkantilpalast - historischer Sitz des Merkantilmagistrats - inspiriert haben, umfassen die goldene Epoche des Welthandels, welche die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt Bozen entscheidend geprägt hat.
Die monumentale, vielseitige Architektur dieses Palastes im Barockstil, der im frühen 18. Jh. nach Plänen des Veroneser Architekten Francesco Perotti gebaut wurde, ist ein greifbares Zeugnis dieser Handelsberufung, die schon im Mittelalter und in der Renaissance vorhanden war und durch die Gewährung der Statuten durch die Erzherzogin Claudia de‘ Medici, Herrscherin von Tirol, im Jahre 1635 endgültig anerkannt wurde.
In jener Zeit profiliert sich Bozen zu Recht als kleine, aber effiziente Handelsstadt, begünstigt durch ihre geographische Lage an den Alpenübergängen, und behauptet sich als "Katalysator der italienischen und deutschen Handelsnation und der lokalen Kaufleute". Diese lebhafte, aktive Rolle forderte nicht nur die Entstehung eines neuen bürgerlichen Stils, sondern schuf auch eine Handelskultur, die sich an einer weitreichenden internationalen Öffnung orientierte, gleichzeitig aber auf präzisen, innovativen rechtlichen Strukturen begründet war.
Das "Haus des Handels" öffnet sich den Besuchern nach einer gründlichen Restaurierung und einer museumsgerechten Neuordnung ihrer bedeutenden Kunstsammlung. Der Rundgang begleitet den Besucher durch die Räumlichkeiten des Palastes, zwischen Wirtschaftsgeschichte und Beschreibung der Räume, die noch mit dem originalen Mobiliar, mit Dokumenten, einer reichhaltigen Bildersammlung und kostbaren Kunstgegenstände ausgestattet sind. Mehr als 50 Bilder bedeutender Meister, u.a. J.U. Mayr, A. Balestra, U. Glantschnigg, M. Knoller, A. Marchesini, I. Unterperger können hier bewundert werden.
Der Besuch endet im beeindruckenden Ehrensaal im ersten Stock: Dieser Saal des Handelsgerichts und Herzstück des Gebäudes ist ein symbolträchtiger Raum, dem die Geschichte ihren besonderen Siegel aufgedruckt zu haben scheint, da der Pathos und die suggestive Atmosphäre des 18. Jh. noch voll erhalten geblieben sind.