St. Magdalena Hügel und Kirchlein
Sicher gibt es auf den rebenbewachsenen Hügeln von St. Magdalena etwas Magisches, denn nicht umsonst heißt dieser Stadtteil, der sich längs des Bozner Talkessels erstreckt, mit dem unverwechselbaren Kirchlein St. Magdalena in Prazöll, so.
Wahrscheinlich gab es hier in der Steinzeit eine Kultstätte, die später im Mittelalter dem Christentum geweiht wurde. Gewidmet wurde das Kirchlein dann einer der bekanntesten Heiligen in Gesamttirol, nämlich Maria Magdalena.
Außerdem wird dieser Ort auch mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht. Der Kelch, der das Blut von Jesus Christus aufgefangen haben soll, soll auch über diese Berge transportiert worden sein.
Also ist es vielleicht kein Zufall, dass sich hier jedes Jahr am 22. Juli nicht nur Menschen aus Bozen, sondern aus ganz Südtirol versammeln, um eines der ältesten und traditionsreichsten Feste miterleben zu können: den Kirchtag, der Maria Magdalena gewidmet ist. Hunderte Gläubige lassen sich dieses Treffen nicht entgehen.
Der Tag beginnt um 8 Uhr mit einer Messe in der Kirche, wo die Statue der Patronin den Raum dominiert. Danach gibt es Frühstück mit Krapfen, Weiß- und Rotwein, dazu spielt die Musikkapelle Zwölfmalgreien.
Dann versteuen sich die Menschen, um sich um 17 Uhr unter den Weinreben des Trogerhofs, der sich auf der Kuppe des Hügels befindet, wieder zu versammeln. Nun kann man sich im Schatten der Weinreben bei einer klassischen Südtiroler Marende erholen: Speck, Wurst, Käse, Brot, Gurken und Tomaten, der Wein wird von einem 40- bis 50-Liter-Fass mit Hand gezapft. Begleitet wird das Ganze wieder von Musik. Bekannte Gruppen treten auf.
Um 20 Uhr erreicht die Fröhlichkeit ihren Höhepunkt, wenn alle Weinbauern der Umgebung ihre Keller für Gäste öffnen. Nun kann der vielgelobte "Magdalener" Wein, der den restlichen Abend bis in die Morgenstunden dominieren wird, gekostet werden.
Aber was hat die Kirche und auch St. Magdalena selbst mit der Geschichte des Heiligen Grals zu tun? Die vage Antwort könnte von den Fresken stammen, die in der Kirche zu sehen sind und auf denen Maria Magdalena einen zentralen Platz im Evangelium einnimmt.
Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert umstrukturiert und die religiösen Fresken wurden von einem Künstler, der aus dem Norden kam, gestaltet. Er malte im Zentrum der Kreuzigang nicht Maria, sondern Maria Magdalena, die auch auf einem anderen Fresko zwischen den Jüngern auftaucht.
In einem anderen Zyklus, der rund 70 Jahre später ebenfalls von einem nordischen Künstler gemalt wurde, erschien Jesus nach seiner Wiedergeburt ebenfalls der heiligen Magdalena und nicht den Aposteln. Die blonde heilige sei als wahre Bekehrerin Frankreichs und der gesamten westlichen Alpen gesehen worden.
Kohlern
1200 Meter oberhalb Bozens gelegen