Dom Maria Himmelfahrt
Der Dom Maria Himmelfahrt ist das Wahrzeichen Bozens und gleichzeitig ein Kleinod romanischer und gotischer Bauart, Zeichen der fortwährenden fruchtbaren Begegnung südlicher und nördlicher Einflüsse in Bozen, das seinesgleichen sucht. Die Rede ist vom Dom Maria Himmelfahrt, Prunkstück der guten Stube der Stadt, des Waltherplatzes.
Der erste Grundriss geht schon auf frühchristliche Zeit zurück, im 11. Jh. wurde eine rechteckige Kirche romanischen Stils angelegt und 1180 auf den Namen Maria Himmelfahrt geweiht.
Die Augsburger Baumeisterbrüder Schiche verpassten der Basilika im 14. Jh. ein gotischer Kleid aus rötlichem (Grödner) und gelbem (Unterlandler) Sandstein. Die Wasserspeier und kunstvoll ziselierten Balustraden erinnern an Notre Dame von Paris und sind Glanzstücke hochgotischer Baukunst.
Ein einzigartiges Meisterwerk gotischer Steinmetzkunst ist der 1517 fertig gestellte Glockenturm des Schwaben Hans Lutz von Schussenried. Er setzte dem romanischen Sockel einen quadratischen Aufbau mit durchlöchertem Maßwerk und darauf einen sechseckigen Aufgang auf. Dieser ist gekrönt von kunstvoll gearbeiteten Strebebögen mit Figuren. Die Doppelordnung von Spitzbogenfenstern, blindem und durchlöchertem Maßwerk vermittelt den Eindruck von Leichtigkeit.
Jedes Element verjüngt sich und erzeugt dadurch einen Eindruck von Tiefe. Wenn man dicht vor dem Dom steht und hinaufschaut, scheint der Turm mit dem wie einen Helm aufgesetzten filigranen ziselierten Dach unendlich hoch, mitten in den Himmel zu stechen. Eine Anekdote besagt, dass die Bozner sich Jahrzehnte hindurch nicht getraut haben, die Glocken zu läuten, aus Angst, der Turm könnte einstürzen.
Auf der Seite zum Waltherplatz hin befindet sich auch das so genannte Leitacher Törl, eines der schönsten hochgotischen Portale in ganz Tirol. Dieses Tor war Zeichen eines Privileges, das der Propst des gleichnamigen Weingutes nahe Bozen erhalten hatte: Nämlich am Sonntag nach Pfingsten als Einziger vor diesem Tor Wein verkaufen zu dürfen. Unter den dargestellten Figuren sind besonders ein Winzer und eine Winzerin in typischer Bozner Tracht bemerkenswert.
Daneben, direkt unterhalb des Turms, befindet sich eine um 1400 entstanden Freskenmalerei, die eindeutig von einem Schüler Giottos stammt, wie die plastische Darstellung der Körper und die perspektivische Räumlichkeit zeigen. Daneben das Bild eines Jakobspilgers, erkenntlich an der Muschel, mit Pilgerstab, Pilgertasche und großer Geldtasche am Gürtel (böse Zungen behaupten, es habe schon immer einen großen Geldbeutel gebraucht, um Bozen zu besuchen).
Bevor man den Dom durch das romanische Hauptportal betritt, kommt man an der Plappermuttergottes vorbei: ein Marienbildnis von Friedrich Pacher, in den starken Farben Weiß, Rot und Schwarz gehalten. Der Legende nach brachten Mütter ihre Kinder mit Sprachproblemen vor dieses Bild, nicht ohne einen Obolus im Opferstock zu lassen. Nach drei tagen begannen die Kinder zu sprechen.
Im Inneren des Domes beeindruckt zunächst die Weite des Ende des 14. Jh. eingewölbten dreischiffigen Innenraumes. Es handelt sich um die erste gotische Hallenkirche der Architekturgeschichte.
Prunkstück des Domes ist die Kanzel, um 1507 von Hans Lutz von Schussenried geschaffen. Sie ruht auf einer einzigen Säule mit rundem Sockel, der mit Eidechsen verziert ist. Auf dem sechseckigen Piedestal zeigen vier Plaketten Putten mit Steinmetzwerkzeug. Die eigentliche Kanzel ist mit Reliefs der vier Kirchenväter mit den vier Evangelisten geschmückt. Ursprünglich war der gesamte Innenraum mit Fresken geschmückt. Übrig geblieben sind einige wenige Heiligendarstellungen, entstanden um 1360- 1370 und ausgeführt von Schülern Giottos.
Neben dem barocken Hochaltar und den seitlichen kleinen Flügelaltären aus dem 17. Jh. sind noch zwei weitere Skulpturen besonders erwähnenswert: Die Madonna Lactans in der Gnadenkapelle hinter dem Hochaltar sowie eine Pietà aus Gussstein von Hans von Judenburg, entstanden um 1424, im typischen weichen Stil.
Auf der Hinterseite des Domes, dem Pfarrplatz zugewendet, wo sich einst der Friedhof befand, ist das so genannte Pfaffentörl. in der Lunette über dem Eingang findet sich die älteste Malerei des Domes: Eine Kreuzigungsszene im Ikonenstil, entstanden um 1300.
Der Bozner Domschatz
Allein schon der im Stil der schwäbischen Spätgotik errichtete Turm ist ein Juwel. Zu seinen Füßen schlummert jedoch ein regelrechtes Kleinod: das Schatzmuseum, in dem der Besucher eine der reichhaltigsten Sammlungen sakraler Gegenstände aus dem Mittelalter und dem Barock im Tiroler Raum bewundern kann.
Eine 136 Zentimeter und 13 Kilogramm schwere hohe Monstranz aus vergoldetem Silber aus dem Jahr 1490, die den gotischen, in ganz Italien einzigartigen Bozner Domturm darstellt, kostbare Paramente, massive Kandelaber, aus massiven, zum Teil vergoldeten Silber gearbeitete Statuen von Johannes dem Evangelisten, Gold- und Silberstatuen, vor allem aber Skulpturen, goldene, edelsteinverzierte Kelche, aus Avignon stammende Pergamentrollen aus dem Jahr 1340, Gebetsbücher aus dem 16. Jahrhundert und eine ungewöhnliche Fastenkrippe aus dem 18. Jahrhundert mit Holzstatuen, die die Passion Christi darstellen, Fresken aus der Zeit zwischen Mittelalter und 19. Jahrhundert und eine ungewöhnliche, dem Hl. Franziskus gewidmete Reliquiensammlung.
Ausgesprochen bemerkenswert ist die Reliquiensammlung des Domschatzes, die an einen von besonderem Reichtum gekennzeichneten Abschnitt der Stadtgeschichte erinnert. Offenbar pflegten illustre oder außergewöhnliche Gäste der Stadt ihre ebenso prominenten Gastgeber mit Gaben von tiefer religiöser Bedeutung zu beschenken: kleine Reliquienschreine, in denen Gegenstände des heiligen Franz von Assisi, des heiligen Franz von Sales, des heiligen Laurentius oder des heiligen Thomas von Aquin verwahrt wurden, oder auch ein Reliquiar mit einem Knochenfragment, das angeblich vom heiligen Paulus stammt.
Die im Schatzmuseum ausgestellten Goldschmiedearbeiten, Paramente und Banner sind nicht nur sehenswert, sie erzählen auch ein Kapitel der Bozner Stadtgeschichte.