Bindergasse

Durch die Streitergasse gelangt man zur Bindergasse, welche wegen der originellen schmiedeeisernen Schilder der zahlreichen Wirtshäuser eine der typischsten Straßen der Bozner Altstadt ist.

Bindergasse - Das Tor zur Stadt Weinwirtschaft und Weinhandel waren bereits im Mittelalter die wichtigsten Einkommensquellen der Stadt Bozen.

Die Fassbinder waren eine der einflussreichsten Zünfte der Stadt und die nach ihnen benannte Bindergasse neben den Lauben die bedeutendste Verkehrsader der Stadt.

Über die für damalige Verhältnisse breite Bindergasse zog seit Ende des 13. Jahrhunderts der gesamte Verkehr vom und zum Brenner. Von der heutigen Andreas Hofer Straße am Batzenhäusl vorbei gelangten die Reisenden durch das Wangener Tor, an der Stelle des heutigen Naturmuseums Südtirol, in das Zentrum der Messestadt Bozen.

Die Bindergasse stellte sozusagen den ersten Kontakt mit der Stadt dar, deshalb fanden und finden sich hier auch heute noch zahlreiche Gasthäuser. Nach der beschwerlichen Reise angelangt, stärkten die Handelsreisenden sich und ihre Pferde, bevor sie sich in die Lauben zu ihren Geschäftspartnern begaben.

Die mittelalterliche Bindergasse muss man sich als einen außerordentlich lauten und geschäftigten Ort vorstellen; bis zu dreispännige Gespanne zogen hier durch.

Heute ist die Bindergasse Teil der Fußgängerzone, die sich von der Museumstraße über den Obstplatz und die Laubengasse in Bozens Zentrum erstreckt.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hiess die Bindergasse übrigens Wangenergasse nach dem Adelsgeschlecht von Wangen. Die Herren von Wangen, denen unter anderem auch Schloss Runkelstein gehörte, hatten eine eigene Vorstadt und eben ihre eigen Straße.

Ein gastlicher Ort ist die Bindergasse noch immer. Zahlreiche Gasthäuser, seit Jahrhunderten in den gleichen Mauern, laden zur Einkehr: der Eisenhut, das Weiße Rössl - eine Bozner Institution, das auch nach Kino- oder Theaterbesuch noch warme Küche anbietet - das Hotel Mondschein mit seiner alten Stube und dem mit einer reich verzierten Holzdecke ausgestatteten Innenhof oder der Pfau in einem der wenigen, übrigens vorbildlich restaurierten Jugendstilgäusern Bozens.

Ab dem 16. Jahrhundert und bis zum 2. Weltkrieg war die Bindergasse auch der Ort, wo Steuern eingehoben und Maße kontrolliert wurden.

Am südlichen Ende der Bindergasse gelangt man zum Rathausplatz.

Maximilianhaus

Am nördlichen Ende befindet sich das 1512 in spätgotischem Stil erbaute landesfürstliche Amtshaus, der ehemalige Sitz der Verwaltungsämter von Kaiser Maximilian I. Heute hat dort das Naturmuseum Südtirol seinen Sitz gefunden.

Gegenüber befand sich der Verwaltungssitz des Bischofs von Augsburg, der zahlreiche Weinberge in der Stadt besass. Von 1803 bis 1899 befand sich hier das Gefängnis der Stadt Bozen, in dem zeitweilig auch die Tiroler Freiheitshelden Peter Mayr und Andreas Hofer einsaßen.

Verdecktes Chronogramm

Gegenüber dem Museum steht, wie schon erwähnt, der ehemalige Verwaltungssitz des Bischofs von Augsburg. An der Außenmauer dieses Gebäudes befindet sich eine Kuriosität, ein verdecktes Chronogramm, ein Vers, der mit römischen Ziffern eine Jahreszahl, nähmlich 1919, darstellt:

"Ich heisse Bindergasse
Der Schlägel hier erklang
An Zuber, Yhr und Fasse
Gar gute Iahre lang."

"Ich heisse Bindergasse -
Der Schlägel hier erklang
An Zuber, Yhr und Fasse
Gar gute Jahre lang."

In einem Blog habe ich einen interessanten Hinweis entdeckt: einige Buchstaben sind in rot gekennzeichnet worden und, wenn man die Buchstaben mit den römischen Ziffern verbindet, erhalten wir die Nummer 450: 450 Jahre lang erklangen die Werkzeuge der Fassbinder!

I C I I D D C L L I L U U D U I L = 1 + 100 + 1 + 1 + 10 + 10 + 100 + 50 + 50 + 1 + 50 + 5 + 5 + 10 + 5 + 1 + 50 = 450 Jahre.

Und zum Yhr: Es ist eben kein Ohr, schon gar nicht eine Uhr! Es ist eindeutig "Yhr" im Sinne des alten Hohlmaßes für Wein: rund sechzig Liter.